Montag, 13. April 2015

Die Operation


Am Dienstag den 14. April, um 05.28 Uhr kam die Schwester in unser Zimmer. Felix bekam Schmerzpflaster auf seine Hände geklebt, damit die Zugänge später besser gelegt werden können. 
Um 6.50 Uhr kam wieder eine Schwester rein, diesmal mit einen „Schnaps“ für Felix, eine Art Beruhigungsmittel. Sie sagte, es geht gleich los....






Man merkte nach kurzer Zeit, wie Felix benommen wurde, er sah uns an als wenn er betrunken wäre, konnte auch nicht mehr richtig sitzen und kippte ständig um. Dann wurde er ruhiger und ruhiger ... Um 7.05 Uhr, holte uns die Schwester ab, ..."es geht jetzt los", sagte sie. Wir fuhren alle in Richtung OP.
Als wir dort im Wachraum ankamen, kam zu uns der Anästhesist und stellte noch ein paar Fragen.
Felix wurde dabei schon wieder wacher und fing an die Dokumente vom Arzt wegzunehmen.
Der Anästhesist hatte meine Handynummer aufgeschrieben und wir vereinbarten, dass er mich anruft sobald Felix aus dem OP kommt. Die OP sollte planmäßig bis 9.30 Uhr dauern.

Wir mussten uns um 7.25 Uhr von unserem Sohn verabschieden und gingen schweren Herzens wieder hoch auf die Station.

Keine 10 Minuten später kam ein Anruf von einer mir unbekannten Handynummer.
Ich ging sofort ran, der Anästhesist war dran. Er sagte wir sollten bitte sofort in den OP kommen.
Ich wusste noch nicht was passiert war, wir rannten voller Panik zurück und ich musste mir schon die Tränen verkneifen.
Wir kamen an, und der Anästhesist stand schon mit Felix auf dem Arm vor dem OP-Trakt.
Felix war wieder putzmunter und spielte mit dem Stethoskop von ihm. Ich fragte sofort was los sei. Er sagte, dass Felix überall rote Flecken bekommen hat. Das sei ungewöhnlich und ihm kamen Bedenken auf, dass es eine Reaktion auf das Beruhigungsmittel/Schmerzmittel sei. Er müsste ihm sonst ein anderes Narkosemittel verabreichen. Ich sagte ihm, dass er immer solche Flecken bekommt sobald man ihn längere Zeit an einer Stelle festhält. Ihm reichte die Antwort und er ging wieder mit Felix in den OP.
Wir regulierten erst einmal wieder unseren Puls und atmeten durch.
Gegen 7.45 Uhr räumten wir unser Einzelzimmer, frühstückten in der Cafeteria und gingen vor dem Haus auf der Mittelallee spazieren.
Um 9.25 Uhr gingen wir dann in Richtung OP, da ja planmäßig um 9.30 Uhr die OP beendet sein sollte. Wir standen lange im Wartebereich vor dem OP-Saal. Andere Eltern kamen hinzu, man hörte von Schicksalen anderer Kinder: Ein Mädchen, 9 Jahre alt, kannte mittlerweile die Charitè leider schon zu gut. Sie hatte aufgrund einer Sepsis/Blutvergiftung beide Arme und beide Beine verloren bzw. wurden amputiert. Und das in dem Alter bei so einem kleinen Mädchen!
Ständig sah ich auf das Handy, da kein Anruf kam, dachte schon es sei kaputt. Immer wieder gingen die OP-Türen auf und wir sprangen vom Stuhl auf, aber vergebens: Immer wieder wurden andere Kinder herausgefahren....

Endlich !! ... um 10 Uhr kam ein Anruf aus dem OP:  Felix kommt gleich raus.

Vorher möchte aber Frau Dr. S. mit uns reden. Wir dachten in diesem Moment, dass etwas schief gegangen ist. Wieso will die Ärztin vorher mit uns reden...???
Frau Dr. S. kam 10.43 Uhr aus dem OP und sie sagte, dass die OP von Felix sehr gut verlaufen ist!!
Sie hatte etwas länger gedauert, da die Schädeldecke schon viel dicker war als erwartet. Bei der OP wurden sehr viel Schädelknochen herausgenommen und an anderer Stelle ein paar Stückchen wieder eingesetzt. Sie sagte uns, dass Felix in ca. 10 Minuten zu uns raus kommt und wir ihn ganz kurz sehen dürfen.
Er sollte dann aber sofort in die ITS gefahren werden.
Wir warteten nun und plötzlich ging die Tür auf und da kam unser kleiner Felix!!!
Er war noch ganz benommen von der Narkose... .Die Schwester, die mit an seinem Bett stand, sagte: "Das ist aber ein Großer, ... im Gegensatz zu den Eltern..." .:-) 
(Beide Elternteile sind halt nicht die Größten, Felix scheint aber auch im Gegensatz zu seiner Schwester, ein "Großer" zu werden)
Wir lachten, ... waren glücklich und freuten uns, dass Felix die OP heil hinter sich gebracht hatte. Danach wurde Felix direkt in die ITS "gefahren".
Eine halbe Stunde warteten wir nun vor der ITS bis wir endlich auch rein durften, eine gefühlte Ewigkeit!
das erste Bild von unserem Felix frisch nach der OP

Wir waren nur kurz bei ihm und schon mussten wir wieder rausgehen, da er geröntgt werden musste. Die Ärzte wollten wissen, ob der ZVK (Zentralvenenkatheter) auch wirklich richtig liegt.

Danach durften wir auch gleich wieder rein. Wir wurden von einem freundlichen ITS-Mitarbeiter detailliert informiert, was alles zu beachten ist, wozu die ganzen Schläuche sind und welche Medikamente Felix bekommt.
Bei jedem Betreten des Zimmer mussten wir immer einen Schutzkittel anziehen und Hände desinfizieren.

Nachdem Felix aufgewacht war, sollten wir langsam anfangen ihm Tee zu geben. Später gab es sogar noch ein bisschen Milch. Gegen 14 Uhr sind wir Mittagessen in die Cafeteria gegangen, die ganze Aufregung legte sich langsam.
Frau Dr. S. kam um 16.10 Uhr in die ITS und klärte mit den Schwestern die Unterbringung (meines Mannes und mir) im Elternzimmer der ITS.
Ab ca. 19 Uhr weinte Felix. Wir hatten gerade unsere Sachen in das Elternzimmer geschafft, da holten uns die Schwestern ab und sagten, dass sich Felix nicht beruhigen lässt.
Er braucht Mama und Papa. Wir kamen und streichelten ihn beide... und schon hatte er sich beruhigt. Wir blieben dann bis 21.50 Uhr bei ihm am Bett und streichelten ihn die ganzen Zeit.

Wir waren froh, aber müde und auch total fertig. Wir gingen dann in das Elternzimmer und legten uns schlafen. Das Geniale daran war, dass wir jederzeit unseren Sohn, der nur ein paar Schritte entfernt war, besuchen, Händchen halten, streicheln usw. konnten.
Eine wunderbare Idee, dieses Elternzimmer, die Schwestern haben da auch immer die Möglichkeit, falls es den kleinen Patienten schlecht gehen sollte, sofort die Eltern zu holen.